Jacques Lacan im Portrait

Jacques Lacan hat der Lehre Sigmund Freuds ein philosophisches Rüstzeug zu geben, indem er philosophische Elemente in die Psychoanalyse integrierte. Diese Konzeption ist weder als naturwissenschaftlich, noch als esoterisch-spirituell einzustufen. Lacan hat die zentralen Termini Freuds reinterpretiert sowie wesentlich erweitert.

Jacques-Marie Émile Lacan wird in Paris am 14. 4. 1901 geboren. Er hat eine Schwester und zwei Brüder. In jungen Jahren prägen ihn „Die Ethik“ Spinozas, Nietzsches Philosophie und die avantgardistische Literatur. Er pflegt zahlreiche Kontakte zu KünstlerInnen und Intellektuellen. Lacan wendet sich der Psychiatrie zu und macht eine Lehranalyse, die jedoch erfolglos abgebrochen wird.

Wichtig für sein Werk wird unter anderem der Einfluss Hegels sein, mit dessen Philosophie er sich, vermittelt durch Alexandre Kojéve, intensiv beschäftigt. Er beginnt auch in dieser Zeit mit seiner Relektüre Freuds – vor dem Hintergrund der deutschen Philosophie. Zahlreiche der bedeutendsten Kommentare zu seinem Werk stammen von Philosophen, unter ihnen Louis Althusser und Jacques Derrida.

Neben Hegel spielt in diesem Zusammenhang das Werk Heideggers ein Rolle, dem er auch persönlich begegnet ist. Um 1950 steht Lacan ebenso unter dem Einfluss von Sassure und Lévi-Strauss. Er fragt im Zuge seiner Relektüre Freuds nach den Voraussetzungen der Disziplin Psychoanalyse, beschäftigt sich mit der Frage nach der Wahrheit, dem Sein und dessen Enthüllung.

Ein wichtiger Begriff wird der des Signifikanten (Sassure) sein, sowie der des Symbolischen – neben dem Imaginären und dem Realen. Für Lacans Verständnis des Unbewussten sind seine wohl bekanntesten Aussagen – „Das Unbewusste ist gleich einer Sprache.“ und „Das Unbewusste ist die Rede des Anderen.“ bedeutend, die auf den engen Zusammenhang von Sprache, Intersubjektivität und dem Unbewussten hinweisen.

Er setzt sich auch intensiv mit dem Ödipuskomplex sowie mit dem Inzestverbot auseinander. In der bekannten „Rede von Rom“ stellt er zentrale Momente und Begrifflichkeiten seiner Lehre vor. Lacan gewinnt nicht nur als Theoretiker Ansehen, sondern wird zunehmend auch als Lehranalytiker und Kliniker respektiert.

Dennoch ist sein Verhältnis zu anderen psychoanalytischen Strömungen sowie zur International Psychoanalytic Association (IPA) nicht immer frei von Spannungen. Lacan wird aufgrund seiner Entscheidung, die Sitzungsdauer während einer Behandlung variabel zu gestalten, angefeindet.

Er und eine Gruppe anderer Psychoanalytiker treten aus der Societé psychanalytique de Paris (SPP) aus und gründen die Societé francaise de psychanalyse (SFP), wodurch sie auch unbeabsichtigt aus der IPA ausgeschlossen werden. 1964 kommt es zur Auflösung der SPP. Lacan gründet die Ècole freudienne de Paris (EFP), nach deren Auflösung 1980 nur mehr an die 20 kleinere Gruppierungen existieren.

Durch die Veröffentlichung der „Ècrits“ 1966, welche sich ausgezeichnet verkaufen, avanciert er vom „Meister der Psychoanalyse“ zum „Meisterdenker“, dessen Werk von Philosophen wie Foucault oder Deleuze gelesen wird.

Durch die Einführung der Lehrreihe des „Champ freudien“ an der Abteilung für Psychoanalyse der Universität Paris findet ein Wandel seiner Lehre in einen „Korpus hermeneutischer Lehrsätze“ statt, wobei es ihm darum geht, die Psychoanalyse in eine Wissenschaft zu verwandeln.

Lacans Werk besteht primär aus den „Ecrits“. Weiters wurden die „Varianten“ veröffentlicht. Zwei wichtige Aufsätze tragen die Titel „Les Complexes familiaux“ und „Létourdit“. Zudem liegen Interviews und Zeitschriftenartikel vor. Die Dissertation „De la psychose paranoiaque dans ses rapport avec la personnalité“ ist sein einziges Buch. Lacan wurde bereits in 16 Sprachen übersetzt. Er stirbt am 9. 9. 1981 in der Hartmannklinik von Neuilly.

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